Diskussion zur digitalen Demenz

Digitale Demenz lautete der Titel der Seminarsitzung, in der wir über den Sinn und Unsinn des Einsatzes von digitalen Medien im Unterricht und hier insbesondere den Einsatz von Tablets diskutierten. Das gleichnamige Buch von Manfred Spitzer bietet bekanntermaßen viel Gesprächsstoff. Es überrascht deshalb auch wenig, dass unsere 23 TeilnehmerInnen, allesamt Nachwuchslehrkräfte für berufliche Schulen mit nunmehr drei Monaten intensiver Erfahrung mit den iPads, viel zu diesem Thema beitragen konnten und wollten.

Ich stelle hier drei Thesen in den Raum, die ich aus der Diskussion herausgehört habe.

  • Digitale Medien gehören zur Lebenswelt der Jugendlichen. Deshalb ist es sinnvoll und wichtig, Schüler medienpädagogisch zu bilden und zu erziehen. Hierbei stand bei uns der Datenschutz und Cybermobbing im Zentrum der Überlegungen, weniger der technische Umgang mit Computern. Was geben Schüler auf Facebook & Co. preis und welche Folgen kann dies für sie haben?
  • Der Einsatz von iPads im Unterricht sollte so spät wie möglich erfolgen. Ohne hier eine genaue Jahrgangsstufe bestimmen zu können, gibt es einen Meinungstrend für den Einsatz von iPads ab ca. Jahrgangsstufe 7. Abhängig von den Rahmenbedingungen auch früher oder später. Niemand konnte sich mit der Idee anfreunden, iPads bereits in der Grundschule einzusetzen.
  • Schuleigene iPad-Klassensätze sind gegenüber BYOD-Settings zu bevorzugen. Die Methodenhoheit bleibt so bei der Lehrkraft (was nicht ausschließt, diese an die Schüler weiterzugeben). Beim BYOD-Ansatz greift die Schule darüber hinaus in die Erziehungshoheit der Eltern ein, weil den Schülern das Gerät auch in der Freizeit zur Verfügung steht.

Die Diskussion verlief natürlich deutlich breiter und tiefer als in diesen Punkten dargestellt. Ich finde es dennoch einen guten Einstieg, um in diesem Blog weitere Meinungen zu diesem Thema zu hören und freue mich auf Kommentare.

Ab welcher Jahrgangsstufe sollten iPads eingesetzt werden? A=1, B=3, C=5, D=7, E=gar nicht

Ab welcher Jahrgangsstufe sollten iPads eingesetzt werden? A=1, B=3, C=5, D=7, E=gar nicht

In der Seminarsitzung nutzten wir das digitale Medium iPad selbst nur kurz. Nachdem die Diskussion schon relativ weit fortgeschritten war, wollten wir die Meinung aller TeilnehmerInnen abfragen, ab welcher Jahrgangsstufe der Einsatz von iPads sinnvoll wäre. Hierzu verwendeten wir das App eClicker, mit dem Liveabfragen möglich sind. Wie schon bei früheren Versuchen schafften es nicht alle Teilnehmer, ihre Clients mit dem Dozenten-App (eClicker Host) zu verbinden. 10 von 23 ist eine schwache Quote. So gaben einige Studierende gemeinsam eine Stimme ab. Das eingefangene Meinungsspektrum lieferte einen guten visuellen Ankerpunkt für die weitere Diskussion. Fazit zu eClicker: Ein wunderbares Tool, wenn es reibungslos funktionieren würde.

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13 Antworten zu Diskussion zur digitalen Demenz

  1. Walter Janka schreibt:

    Ein absolut sicheres und zuverlässiges System für Abfragen und/oder Meinungsumfragen ist das Response-System von SMART Technologies. Nachdem das Schulungszentrum in München (nähe Riemarcaden) liegt, solltet ihr euch dies auf jeden Fall vorführen lassen. Ich verwende es seit 2005 und die Schüler sind begeistert! Wann hat man das schon bei einer schriftlichen „Ex“. Übrigens kann man das System (angeschlossen an einen Laptop: Win oder Mac) auch herrlich mit iPads kombinieren: Siehe http://tinyurl.com/by5gfzh

  2. Michael Folgmann schreibt:

    Ich kenne das SMART System und bin begeistert davon. Wir verwenden das Konkurrenzprodukt ActiVote von Promethean und das funktioniert ebenfalls super, da stimme ich voll zu (übrigens werde ich das auch in der Lehrerfortbildung demonstrieren). Allerdings ist es ein zusätzliches Gerät, das ich austeilen muss. In unserem Setting würde ich gerne ausschließlich mit den iPads auskommen. Und für größere Veranstaltungen wie Vorlesungen, wo unsere 64 ActiVote-Klicker nicht ausreichen, würde ich mir ein auf HTML5 basierendes Abfragesystem wünschen, dass auf allen Geräten mit jedem Betriebssystem funktioniert, so dass die Teilnehmer mit ihren eigenen Smartphones, Tablets und Laptops sofort teilnehmen können. Das gibt es. Allerdings finde ich nichts mit einem angemessenem Lizensierungsmodell. Für Tipps bin ich offen.

  3. Pingback: Diskussion zur digitalen Demenz | Tablets in der Schule | Scoop.it

  4. O.C. schreibt:

    Diese Seminarsitzung war sehr interessant. Da wir dieses Mal keinen Experten hatten, konnten wir lange Diskutieren. Es war eine sehr offene Diskussion mit vielen Pros und Contras. Und auch wenn ich immer wieder Gegenargumente zu dem Buch gebracht habe, soll das nicht heißen, dass ich ein Verfechter dieses Buches oder Manfred Spitzers bin.
    Im Großen und Ganzen stimme ich ihm zu. Es ist schon wahr, dass die digitalen Medien viele Menschen und vor allem Jugendliche voll in ihren Bann ziehen und ebenso abhängig machen. Jedoch ist mir die Ansicht, die Mediennutzung teilweise so drastisch zu boykottieren und bei dem ein oder anderen Medium die Nutzung komplett einzustellen einfach zu extrem. Die Jugend von heute ist nun mal damit groß geworden und man kann es ihnen nicht einfach wieder verbieten geschweige denn wegnehemen. Die digitalen Medien sind einfach ein Teil unseres Daseins und unserer Zukunft. Ich finde viel eher, dass wir als angehende Lehrer die Schüler über die ganzen Nachteile aufklären sollten und sie dazu bewegen sollten sich mit dem Thema auseinander zu setzen und die Medien sinnvoll zu nutzen.

  5. C.Hafner schreibt:

    Das Thema „Digitale Demenz“ ist sehr interessant – auch, weil jeder von uns bereits in irgendeiner Form davon betroffen ist. Internet, Navi, Smartphones und Co. sind oft stärker in unserem Alltag verankert als wir wahrhaben wollen. Umso wichtiger ist mir die Aufklärung und der richtige Umgang von Schülern mit modernen Medien. Ich sehe es als sehr sinnvoll an in der Schule frühestmöglich ein Fach anzubieten, das sich intensiv um den richtigen Umgang mit Internet usw. bemüht und so vielleicht die positiven Aspekte der Nutzung digitaler Medien überwiegen. Große Unternehmen wie beispielsweise Siemens bieten schon lange sogenannte „social-network“-Kurse für ihre Mitarbeiter an, bei denen man lernt, wie man sich im Internet positiv darstellt. Warum sollte man diese Inhalte nicht auch in der Schule vermitteln, wo doch nahezu jeder Chef seine Bewerber erstmal „googelt“?

  6. A.K. schreibt:

    Zuerst ein Kompliment an Sie, Herr Folgmann. Sie haben die Diskussion zu diesem Thema gekonnt und spannend geführt, so dass ich die Anwesenheit bzw. Live-Schaltung von Prof. Spitzer nicht vermisst habe.
    Zum Thema digitale Demenz möchte ich noch einen Aspekt hinzufügen:
    Die uneingeschränkte Benutzung von digitalen Medien verleitet nicht nur dazu, sein eigenes Denken an diese abzugeben, vielmehr können diese grundsätzlich die Entstehung von Wissensstrukturen hemmen. Per Klick bieten diese das Wissen und Erfahrungen anderer an, wir brauchen uns selbst nicht anzustrengen oder selbst etwas durch Auseinandersetzung mit bestimmten Thema in Erfahrung zu bringen.
    Besondere Gefährdung sehe ich in diesem Zusammenhang bei Kindern und Jugendlichen, die durch Überlagerung mit den Bildern und Texten nur begrenzt ihre Sinne benutzen und das ganzheitliche, selbsterfahrene, experimentierende, kreative und dadurch nachhaltige Lernen (Wissen) auf der Strecke bleibt.

    Abschließend ein Gedankengang zur Benutzung von e-Clicker:
    Die Methode der Abstimmung mit Hilfe des e-Clicker eignet sich gut zur punktuellen Ergebnissicherung am Ende des Unterrichts. Durch diese können wesentliche Inhalte oder zentrale Strukturen des Unterrichts überprüft und dadurch der Erfolg des Unterrichts beurteilt werden bzw. mögliche Kompensation der Wissenslücken vorgenommen werden.

  7. N.W. schreibt:

    Ich fande die Sitzung auch total interessant, vor allem weil man doch sehen konnte, dass jeder eine andere Meinung zu dem Thema hat. Ich bin allerdings der Meinung, dass ein iPad in der Grundschule definitiv zu früh ist.

  8. S.Sch. schreibt:

    Die Seminar-Sitzung zur digitalen Demenz bzw. Manfred Spitzers Thesen war wirklich sehr interessant, vor allem da wir uns im Vorfeld über das Thema im Internet informieren sollten, wo man wieder beim Thema Mediennutzung anknüpfen kann.
    Ich habe einige Rezensionen zum Buch „Digitale Demenz- Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“ gelesen; diese sind durchweg von negativer Kritik gekennzeichnet. Polemik, Pauschalisierung, Übertreibung, Unwissenschaftlichkeit, bizarre Argumentation und Weltfremdheit sind nur einige Schlagwörter, die in den Artikeln der Rezensenten gefallen sind. Auch wenn ich diesen Punkten teilweise Recht geben kann, ist es doch gerade der starken Polarisierung Spitzers zu verdanken, dass das Thema der digitalen Mediennutzung aktuell wieder stärker reflektiert und hinterfragt wird. Vor allem der Untertitel des Buches spricht, wie ich finde, genau die Personen/ Institutionen an, die sich bewusst mit den Vor- und Nachteilen, die sich aus der Nutzung von Smartphone & Co ergeben, auseinandersetzen sollten- Eltern, Schule, Bildungspolitik und nicht zuletzt jeder Einzelne…
    Deshalb kann ich mich den vorherigen Kommentaren anschließen, wenn es darum geht digitale Medien in der Schule sinnvoll und zielgerichtet einzusetzen und die Schüler für den verantwortungsvollen Umgang damit zu sensibilisieren.

  9. K.L. schreibt:

    Die Seminarsitzung zum Thema „Digitale Demenz“ war in der Tat sehr spannend und interessant. Aufgrund der unterschiedlichen Meinungen konnte sehr kontrovers diskutiert werden und es war zu beobachten, dass jeder eine andere Meinung zum Thema hat.
    Mit der These, dass digitale Medien so spät wie möglich im Unterricht eingesetzt werden sollten, kann ich allerdings nicht ganz mitgehen. Da Kinder von Beginn an mit digitalen Medien aufwachsen und konfrontiert sind, sollte man diese auch in der Schule nutzen. Warum nicht auch in der Grundschule?Natürlich sollten digitalen Medien dabei sinnvoll, bewusst und nur punktuell eingesetzt werden. Es ist auch wichtig, dass die Lehrkraft die Kontrolle darüber behält, was die Schüler genau machen. Aber warum nicht spielerisch mit Apps Unterrichtsinhalte vertiefen.

    Ich fand es schade, dass ich bei der Liveabfrage nicht mit abstimmen konnte, weil ich mein Ipad nicht mit dem Dozentenapp verbinden konnte. Prinzipiell finde ich, dass solche Liveabfragen ein gutes Instrument für unsere Seminarsitzungen bzw. auch für den Unterricht sind. Innerhalb kürzester Zeit lässt sich die Meinung des gesamten Kurses bzw. der gesamten Klasse für alle visualisieren.

  10. V.E. schreibt:

    Die Seminarsitzung zum Thema „Digitale Demenz“ gehört für mich zu einer der besten in diesem Semester, auch wenn es dieses Mal keinen anwesenden Experten zu diesem Thema gab und sich stattdessen eine ausführliche und anregende Diskussion über persönliche Sichtweisen entwickeln konnte.

    Ungeachtet der Kritik über Polemik und einer überspitzten Darstellung Manfred Spitzers in seinem Buch zu diesem Thema, kann ich dessen grundsätzliche Meinung zu bestimmten negativen Auswirkungen digitaler Medien doch teilen.
    Ich persönlich bin aber mit dem Begriff der „Demenz“ nicht ganz einverstanden. Das würde bedeuten, dass bestimmte Eigenschaften durch Nichtnutzung abgebaut und somit komplett verloren gehen würden. Wenn man also ständig ein Navigationsgerät benutzen würde, wäre man nach dieser These irgendwann unfähig, eine Karte zu lesen oder sich anhand von Straßenschildern zu orientieren.
    Den Begriff der digitalen „Faulheit“ finde ich da passender. Man ist nicht mehr gezwungen, sich einen bestimmten Weg zu merken. Hätte man aber plötzlich kein Navigationsgerät mehr, wäre das Kartenlesen vielleicht zwar etwas ungewohnt kompliziert, aber dennoch gut möglich.

    Zu dem Aspekt der Nutzung digitaler Medien in der Schule schließe ich mich den vorherigen Kommentaren an. Ich bin der Meinung, dass digitale Medien unbedingt im Unterricht thematisiert und ausprobiert werden sollten, um einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen zu bewirken.
    Allerdings bin ich auch für eine Nutzung frühestens ab der 7. Klasse oder später. Es gibt für mich keinen Grund, wieso Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen anhand digitaler Medien präsentiert und erlernt werden sollten.

  11. M. U. schreibt:

    Da sich die Menschen zunehmend in einer digitalen Welt zurechtfinden müssen, sollten wir unseren Schülern den Umgang mit digitalen Medien nicht verbieten. Denn sowohl die soziale Vernetzung als auch die Arbeitswelt erfordern Medienkompetenz. Weil diese nicht mit einer „Hau-ruck-Methode“ erlernbar ist, liegt es an uns Lehrern einen sinnvollen Umgang mit Medien zu vermitteln und mit unseren Schülern den Umgang mit digitalen Neuerungen zu lernen. Zur Medienkompetenz gehört nicht nur ein Bewusstsein für Konsequenzen sondern auch ein Offenlegen digitaler Möglichkeiten.

    Deshalb finde ich den Umgang mit IPads im Unterricht gut, denn anhand der verschiedenen Apps ist es besser möglich an die Lebenswirklichkeit der Schüler heranzukommen, ihren Horizont zu erweitern und sie für Lerninhalte zu motivieren. Mit Apps ist es möglich Inhalte besser zu visualisieren und konstruieren.

    E-Clicker ist zu Abstimmungszwecken hervorragend einsetzbar. Ob über Unterrichtsinhalte, Klassenfahrtziele, Klssensprecherwahlen, Trendabstimmungen, Meinungsumfragen abgestimmt werden sollen oder ob E-Clicker der Ergebnissicherung dienen soll, die Visualisierung der Ergebnisse ist hervorragend und sofort ohne langwierige Auswertungen einsehbar. Außerdem können die Schüler dann sogleich den Umgang mit Diagrammen lernen.

    Ich schließe mich meinen Komilitonen an, dass ein kontrollierter Einsatz notwendig ist, damit der Ablenkungsfaktor nicht zu groß wird. Das ist u. a. auch ein Grund, warum ich den Einsatz von IPads in der Mittelstufe favorisieren würde.

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